„Düstere Legenden“ (Originaltitel: Urban Legend, 1999) – dem Film, der uns bewiesen hat, dass man mit genug Nebel, einer Kapuze und einem Taschenmesser auch 1999 noch Teenager in Angst und Schrecken versetzen kann.
DÜSTERE LEGENDEN (1999) – Wenn Halbwissen tötet
Oder: Warum man lieber keine Gruselgeschichten erzählen sollte, wenn man auf einem College wohnt
In den späten 90ern war Horror wieder sexy.
„Scream“ hatte uns gelehrt, dass Killerfilme dann am besten funktionieren, wenn die Figuren selbst schon wissen, dass sie in einem Horrorfilm stecken.
Also dachte sich Hollywood: „Lasst uns das kopieren – aber mit Wikipedia-Vibes!“
Und zack: Düstere Legenden war geboren – der Film, der urbane Gruselmythen ernst nimmt. Sehr ernst. Manchmal zu ernst.
Aber hey – wer braucht Logik, wenn man eine ganze Uni voller Verdächtiger hat, einen Killer in Schneejacke und eine Duschszene mit Tränendramatik?
Die Handlung – frei nach dem Gruselführerschein
Auf dem Pendleton College – wo anscheinend nur gutaussehende Menschen mit Filmvertrag studieren – stirbt plötzlich jemand auf sehr… sagen wir mal: „Wikipedia-kompatible Weise“.
Ein Mord nach der urbanen Legende:
- „Die Killerin ist auf dem Rücksitz.“
- „Die Mikrowelle macht dem Hund den Garaus.“
- „Wenn du in die Dusche gehst, stirbst du. (Weil Film.)“
Und unsere Hauptfigur Natalie (Alicia Witt) denkt:
„Moment mal – das kommt mir bekannt vor. Ich hab das auf Seite 8 vom Reader’s Digest gelesen!“
Was folgt: Panik.
Alle sind verdächtig.
Sogar Tara Reid, die das Ganze mit einer Schauspielleistung begleitet, die irgendwo zwischen Radiomoderatorin und Marmorstatuette liegt.
Die Figuren – Klischees mit Laufzeit
Natalie: Die Heldin mit der dramatisch-traurigen Vergangenheit, bei der man sich fragt, ob sie jemals ein Seminar beendet hat, ohne dass jemand gestorben ist.
Paul (Jared Leto): Der College-Reporter mit 90er-Tolle und dem Verdacht, eigentlich schon ein Serienkiller zu sein, aber einer mit ethischem Kodex.
Brenda: Die beste Freundin, die so aufdringlich süß ist, dass man ab Minute 20 weiß: Die hat Dreck am Schneejackenkragen.
Reese: Die Sicherheitsbeamtin mit Filmfanherz und Schießeisen – wahrscheinlich die einzige Figur mit gesundem Menschenverstand.
Robert Englund: Ja, richtig gelesen – Freddy Krueger spielt einen Professor. Ironischerweise den Einzigen, der in diesem Film KEINEN umbringt.
Der Killer – Hoodie des Todes
Der Mörder trägt die unspektakulärste Kleidung der Filmgeschichte:
Ein Winterparka.
In allen Szenen.
Auch drinnen.
Auch bei 20 Grad.
Auch beim Morden. (Was vermutlich sehr schwitzig ist.)
Aber hey – nichts sagt „Ich bringe dich um“ subtiler als „Ich sehe aus wie ein schlecht gelaunter Schneetourist.“
Warum der Film Kultstatus verdient – trotz allem
- Er ist so 90er, dass du den Soundtrack schmecken kannst (Spoiler: er schmeckt nach Filterkaffee und Korn).
- Er nimmt urbane Legenden ernst – und das ist auf eine fast schon akademisch dumme Art faszinierend.
- Er hat den Mut, alle Figuren verdächtig zu machen, obwohl man es ab Minute 30 längst weiß.
- Und er beweist: Wer zu viele Mythen kennt, stirbt wie in einem davon.
Fazit:
Düstere Legenden ist wie ein Mix aus Scream, Buffy und einem Jugendbuch über Gruselgeschichten – nur mit mehr Nebelmaschine.
Der Film ist klischeebeladen, überstilisiert und voll von Szenen, bei denen man denkt:
„Das hätte man doch auch mit gesundem Menschenverstand lösen können.“
Aber genau DAS macht ihn so herrlich unterhaltsam.
Denn wer will schon einen logischen Horrorfilm, wenn man einen hat, bei dem sogar das Popcorn beim Zuschauen nervös wird?
Und die Moral?
Wenn du eine urbane Legende nachspielst – sei nicht der Erste, der stirbt.
Und trau niemals Leuten mit übergroßen Kapuzen. Vor allem nicht im Sommer.