DIE NACKTE KANONE – Wenn Ernsthaftigkeit der beste Witz ist
Oder: Wie ein weißhaariger Polizist mit Blick wie ein Kühlschrank die Lachmuskeln der Welt lahmlegte
Bevor wir loslegen, ein wichtiger Warnhinweis:
Wenn du diesen Film mit Logik schaust – brauchst du danach Urlaub.
Denn Die nackte Kanone ist das filmische Äquivalent zu einem Haufen Bananenschalen auf Speed.
Alles fliegt, alles wackelt, alles kracht – und trotzdem (oder gerade deshalb) funktioniert es perfekt.
Die Handlung – irgendwo zwischen Krimi, Klamauk und Katastrophe
Detective Frank Drebin (Leslie Nielsen), Lt. der Spezialeinheit Police Squad, ist so inkompetent, dass er beim Handschuhanziehen einen Bundesstaat lahmlegen könnte.
Er soll einen Mordfall aufklären, der irgendwie mit einem Attentat auf Queen Elizabeth II. zu tun hat.
Wie genau?
Keine Ahnung – vermutlich hat selbst das Drehbuch irgendwann einfach gelacht und aufgegeben.
Dabei stolpert Drebin durch Tatorte, Liebesszenen und Pressekonferenzen mit der Grazie eines betrunkenen Flusspferds im Anzug – und rettet am Ende trotzdem den Tag.
(Und das Publikum. Vor zu viel Ernst.)
Frank Drebin – Der König des todernsten Blödsinns
Leslie Nielsen spielt hier nicht nur eine Rolle.
Er spielt eine Idee.
Eine Idee davon, wie ein Mensch absolut überzeugt davon sein kann, dass er alles im Griff hat – obwohl hinter ihm gerade ein Feuerwerk, ein Panda und ein explodierender Laster kollidieren.
Er spricht in Einzeilern, die so stumpf sind, dass sie wieder genial sind:
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„Nichts zu sehen, bitte weitergehen!“ – während alles um ihn brennt.
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„Wie konnten Sie nur?“ – „Ich tat, was ich tun musste. Ich wollte leben.“
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„Ich liebe es, wenn Sie so schmutzig sind.“ – zu einem Fingerabdruck.
Die Gags – Mehr pro Minute als dein Gehirn verarbeiten kann
Die Regie (David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker – die Götter des Klamauks) feuert ein Dauerfeuer aus:
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Wortspielen, die Hirnzellen in Panik versetzen
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Slapstick, der bei Buster Keaton eine Träne der Rührung auslösen würde
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Visuellen Katastrophen, bei denen allein das Polizeiauto in der Eröffnungsszene mehr Schaden anrichtet als Godzilla
Und dann ist da noch die Szene im Schlafzimmer.
Mit dem Ganzkörperkondom.
Und der Liebe in „absoluter Sicherheit“.
Unvergessen.
Die Nebenfiguren – herrlich bescheuert mit Stil
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Ed Hocken (George Kennedy): Der einzige Mensch, der glaubt, Frank sei kompetent.
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Jane Spencer (Priscilla Presley): Schön, klug, charmant – und trotzdem verliebt in einen Mann, der Türen mit dem Gesicht aufmacht.
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Nordberg (O.J. Simpson): Ein wandelndes Unfallopfer in Dauerschleife – wenn man seine heutige Biografie kennt, gewinnt jede Szene unfreiwillig schwarze Komik.
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Vincent Ludwig (Ricardo Montalban): Der Bösewicht mit der Eleganz eines James-Bond-Schurken und einem Plan, so schwachsinnig, dass er in jedem Supermarktwerbespot funktionieren würde.
Das große Finale – Baseball, Bomben und Beinfreiheit
Im Stadion eskaliert alles.
Die Queen wird fast erschossen.
Frank verkleidet sich als Opernsänger, dann als Schiedsrichter.
Nordberg fliegt mit dem Rollstuhl aus dem Oberrang.
Ein Spieler wird geohrfeigt, hypnotisiert und zum Attentäter umfunktioniert.
Und niemand im Stadion fragt, warum ein Polizist plötzlich den 1. Pitch ausführt.
Funktioniert trotzdem.
Warum? Weil’s Die nackte Kanone ist.
Fazit:
Die nackte Kanone ist mehr als ein Film – es ist eine komödiantische Abrissbirne.
Er zerstört Konventionen, Anstand, Filmregeln – und tut das mit einem Lächeln, das so trocken ist, dass selbst Toastbrot daneben feucht wirkt.
Leslie Nielsen ist eine Naturgewalt des todernsten Nonsens.
Er rettet den Präsidenten, den Sport, die Liebe – und unsere Laune.
Und das mit einem Gesichtsausdruck, der so unbewegt ist, dass selbst Botox aufgibt.
Und die Moral?
Wenn du mit ernsten Absichten Polizist wirst – schau lieber woanders.
Wenn du mit einem Lachmuskelkater aus dem Kino gehen willst –
sag: „Drebin übernimmt den Fall.“